Wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit, weil ich auch diese Menschen gewinnen möchte. In jedem einzelnen Fall nehme ich jede nur erdenkliche Rücksicht auf die, mit denen ich es gerade zu tun habe, um jedes Mal wenigstens einige zu retten. (1. Korinther 9,22 NGÜ)
Die Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts verändert sich in einer alarmierenden Geschwindigkeit. Menschen stehen unter dem gewaltigen Druck, mit dem Lauf der Dinge Schritt zu halten. Die Herausforderung von uns Christen besteht darin, verängstigten Menschen die immer aktuelle und gültige Botschaft von Christus in einer Sprache zu vermitteln, die der moderne Mensch in einer sich verändernden Kultur versteht.
Viele ältere und reifere Christen, die zu Recht den Gremien und Kommissionen der traditionellen evangelikalen Gemeinden vorstehen, sind grundsätzlich gegen Veränderungen. Sie fühlen sich wohl in den vertrauten Formen der Anbetung, Musik und Lehrmethoden, durch die sie zu Christus geführt und in ihrem Glauben gefestigt wurden. Sie fühlen sich nicht mehr wohl, wenn ein junger Pastor mit neuen Gedanken kommt.
Jesus sagt, dass man neuen Wein nicht in alte Weinschläuche füllen kann (vgl. Lukas 5,37). Die Weinschläuche repräsentieren nicht den Inhalt unseres Glaubens, sondern die Verpackung, in der sich unser Glaube befindet. Christliche Bräuche veralten und die nächste Generation kann sich nicht mehr damit identifizieren.
Jesus kam nicht nur, um das Gesetz zu erfüllen, sondern auch um ein neues Zeitalter einzuläuten. Das jüdische Volk war in seiner Tradition gefangen. Der grösste Widerstand wurde ihm damals nicht entgegengebracht, als er die Wahrheit verkündigte, sondern als er sich gegen die Traditionen stellte.
Wenn man sich nicht den Normen, Traditionen und Bräuchen einer Gruppe anpasst, dann beleidigt man sie. Der neue Wein wird oft der Prüfung und manchmal auch dem Zorn der alten Weinschläuche unterzogen.
Ich hatte die Gelegenheit, eine etablierte Gemeinde durch eine organisatorische Erneuerung zu begleiten. Der Pastor hatte 30 Jahre in derselben Gemeinde gearbeitet und sie von der Gründung bis zur Grösse von 1.000 Personen geführt. Die Organisation hatte sich ohne grosse Planung oder Zielvorgabe entfaltet und so war es nötig, die 26 Leitungskreise auf 7 zu reduzieren.
Obwohl die Reorganisation einschneidend war, konnte sie ohne grosse Streitigkeiten durchgeführt werden. Der Hauptfaktor des Gelingens lag darin, dass der Pastor eine Vision hatte und glaubwürdig war; er erkannte die Notwendigkeit neuer Weinschläuche.
Gott leitet uns auch im 21. Jahrhundert und wir müssen lernen, unseren Dienst an die sich verändernde Kultur anzupassen.
“Herr, schenke mir die Fähigkeit, mein Leben nach dem Inhalt des Glaubens auszurichten, und nicht nach seiner äusseren Hülle der Traditionen und Bräuche.”
Source: https://www.freedominchrist.eu



